Gelenkbeschwerden von Kindern sollten immer ernst genommen und durch einen Rheuma-Arzt abgeklärt werden. Hinweise auf Gelenkrheuma bei Kindern oder Jugendlichen können Schwellungen oder schmerzhafte Bewegungseinschränkungen in einzelnen Körperabschnitten sowie eine Morgensteifigkeit mit Anlaufschwierigkeiten nach Ruhephasen sein.
Kleine Kinder geben allerdings keine Schmerzen an, sie nehmen bei entzündeten Gelenken eine schmerzentlastende Schonhaltung ein. Diese durch Missempfindungen bedingte Fehlhaltungen, wie z.B. eine Beugehaltung des Hüftgelenkes bzw. Auffälligkeiten im Bewegungsablauf, können indirekte Schmerzäußerungen sein.
Deshalb sollten sich Eltern bei körperlich bedingten Auffälligkeiten immer an Folgendes halten:
Sind die Gelenke des Kindes am Morgen steif? oder
Hinkt das Kind weil es ein Bein nicht belasten will?
Klagt es über Schmerzen, insbesondere nach dem Aufstehen?
Sind ein oder mehrere Gelenke geschwollen oder überwärmt?
Warum will mein Kind plötzlich wieder getragen werden, obwohl es schon laufen kann?
Greift das Kind anders zu oder stützt es sich anders ab als sonst?
Gibt es seelische Auffälligkeiten im Verhalten?
All diese Dinge gilt es zu hinterfragen. Kinder- und Jugendrheuma ist eine Ausschlussdiagnose, das bedeutet, es müssen sehr viele andere Erkrankungen bedacht und abgeklärt werden, die mit Gelenkbeschwerden, Fieber, Hautveränderungen oder Symptome an inneren Organen einhergehen können. Unser Immunsystem stellt ein kompliziertes Zusammenspiel zum Schutz des Körpers vor allen möglichen Störungen von Außen und Innen dar. Es ist im gesamten Körper vorhanden. Beispiele sind Organe wie Knochenmark, das Blut, Lymphknoten oder Lymphdrüsen, die Milz, die Thymusdrüse und der Darm. Das Abwehrsystem wird durch hochdifferenzierte Zellen in allen Körperorganen, in den Blutgefäßen und im Gewebe gesteuert. Es schützt auch den Kopf vor äußeren Eindringlingen über die Blutbahn. Bei einer rheumatischen Erkrankung besteht nun eine überschießende Reaktion der Körperabwehr gegen körpereigenes Gewebe, wie z.B. die Gelenkschleimhaut. Teile des Immunsystems verlieren ihre Regulationsmechanismen, sie sind sozusagen übereifrig und greifen den eigenen Körper an.
Die Mechanismen der Körperabwehr werden zum großen Teil schon erforscht, sind jedoch bis dato relativ kompliziert. Sie betreffen immer das Zusammenspiel des angeborenen und des erworbenen Immunsystems. Bei manchen Menschen besteht eine Veranlagung für rheumatische Entzündungen. Rheuma ist zwar vererbbar, aber Rheuma ist keine Erbkrankheit im klassischen Sinne. Denn viele Faktoren spielen bei der Entstehung von rheumatischen Erkrankungen eine Rolle. Genetische Faktoren tragen nur etwa 30% zum Risiko bei. Damit ist das Risiko, dass weitere Geschwister auch an Rheuma erkranken nur wenig erhöht im Vergleich zur Normalbevölkerung.
Greifen nun Immunzellen körpereigene Gewebezellen an, führt das nicht zwangsläufig zu einer Erkrankung. Beim kindlichen Gelenkrheuma werden die Angriffe aber durch Kontrollmechanismen nicht rechtzeitig eingedämmt. Fehlgesteuerte Immunzellen wandern infolge in die Gelenke und Organe ein. Durch Produktion entzündungsfördernder Stoffe lösen sie dort eben jene ungewünschte Entzündung aus. Die Gelenkinnenhaut wird gereizt, sie bildet vermehrt Gelenkflüssigkeit. Das entzündete Gelenk schwillt an, es ist überwärmt und lässt sich oft nur mit Schmerzen bewegen. Das alles sind Symptome der Gelenkentzündung.. Dauert die Gelenkentzündung an, bzw. kommt sie immer wieder und findet keine gezielte Therapie statt, kann das Gelenk über die nächsten Jahre zerstört werden. Deshalb sollte in der Regel bei länger anhaltenden, d.h. mindestens 6 Wochen kontinuierlich vorhandenen Gelenkbeschwerden mit entsprechender Symptomatik und Schmerz der Ausschluss einer rheumatischen Erkrankung dringend erfolgen.